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1. Teil 2 - S. 176

1889 - : Velhagen & Klasing
er rollte vom Dach hinab in einen Lindenbaum; hier wollte er sich wieder- hatten, aber die Äste brachen, und so siel er von Ast zu Ast und endlich herab auf das Pflaster. Die Leute hatten mit einem Geschrei des Ent- setzens ihn fallen sehen, rannten herbei und meinten ihn zerschmettert zu finden, aber der Dachdecker lebte und zwar ganz unversehrt und rieb sich die Augen, — denn er wußte gar nicht, wie ihm geschehen war. Mittler- weile mehrte sich der Menschenhaufe um ihn, und jeder ließ sich die Ge- schichte erzählen, und endlich rief ein Wirt, der auch hinzugetreten war: „Das ist doch zu wunderbar, der Tag muß gefeiert werden, kommt mit in mein Hans, der Mann muß sich's heut einmal wohl sein lassen!" Gesagt, gethan! Zwei nahmen den Dachdecker in die Mitte, der andre Haufe folgte, und im Triumph ging's ins Wirtshaus, wo gezecht, ge- lärmt und Vivat gerufen wurde bis in die späte Nacht. Der Dachdecker wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ans fremde Kosten sich gütlich zu thun, aß und trank und hörte dabei nicht auf, immer wieder von neuem die Geschichte seines wunderbaren Sturzes zu erzählen. Des lieben Gottes, der seinen Engeln über ihm Befehl gethan, gedachte er da- bei mit keiner Silbe, vielmehr erzählte er den Hergang also, als sei das nicht Gottes Beschirmung, sondern eine ganz besondere Geschicklichkeit und Besonnenheit von ihm selber gewesen, zuerst ans das Dach, dann auf den Lindenbaum und dann ganz allmählich von Ast 31t Ast bis herunter auf das Pflaster zu fallen, und zuletzt vermaß er sich sogar, wenn sich etwas Erkleckliches damit verdienen ließe, wolle er eigens das ganze Kunststück noch einmal machen. Von dem vielen Reden und Trinken ward er end- lich müde, legte sich auf die Ofenbank und schlief ein. Als die letzten Gäste eben das Wirtshaus verlassen wollten, bemerkten sie, daß er allerlei ängstliche Gebärden mache und ein banges Stöhnen ausstieße. Er fuhr mit d.n Händen in der Luft herum, als ob er sich an etwas halten wollte, dann schrak er wieder heftig zusammen. Es war offenbar, daß er den Fall noch einmal durchtrünmte, den er am Vormittag gethan hatte, und die Gäste fanden eine große Belustigung darin, seine seltsamen Bewegungen anzuschauen, besonders als sie bemerkten, daß er jeden Augenblick von der Bank hinunterfallen müsse. Endlich machte er wieder eine Bewegung und siel wirklich unter schallendem Gelächter der Anwesenden von der Bank herab in die Stube. Sie erwarteten, ihn nun aufwachen zu sehen, aber er blieb liegen, ohne ein Glied zu rühren, und als sie herzutraten und ihn anfaßten, war er — tot! — Er hatte vergessen, dem die Ehre zu geben, der ihn am Morgen unversehrt den Sturz in die Tiefe hatte thun lassen; so hat er sich am Abend von einer Bank herab zu Tod gefallen.

2. Teil 2 - S. 177

1889 - : Velhagen & Klasing
177 192. Der Dieb. (Reinick.) Im nächsten Städtchen gab es Kirchweih und Jahrmarkt; deshalb waren alle Leute ans dem Dorfe dorthin gezogen, um einzukaufen, lustig zu sein und zu tanzen. So war es denn am Abende gar still im Orte, kein Mensch war zu sehen noch zu hören. Unter der großen Linde, wo cm andern Abenden die jungen Burschen saßen und ihre Lieder sangen, regte sich heilt kein Grashälmchen, und nur oben im Baume Pfiff ein Vögelchen sein Abendlied. Selbst der alte Baumstamm, worauf die Kinder zu spielen und hernmznklettern pflegten, lag verlassen und leer da, und nur wenige Ameisen, die sich bei der Arbeit verspätet hatten, krochen darauf noch hin und her, um sich ihr Abendbrot zil holen. Allmählich kam die Dämmerung heraus; es wurde immer dunkler und stiller, und nachdem die lauten lustigen Vögel in ihre Nester gekrochen waren, schlüpften die häßlichen Fledermäuse hervor und huschten durch die Abendluft. — Da stillt um die Ecke der Scheune ein Mann daher. Er schlich leise und ängstlich immer der Mauer entlang, wo es am dunkelsten war. Dabei sah er sich scheu nach allen Seiten um, ob auch kein Mensch da wäre, der ihn bemerken könnte. Als er sich aber ganz sicher glaubte, kletterte er ans die Mauer, kroch dort auf allen vieren wie eine Katze weiter, bis an eine Stelle, wo die Mauer ans Hans stieß, und schwang sich dann in ein Fenster des Hauses hinein, das gerade offen stand. Der Mann aber hatte recht böse Dinge im Sinne; denn er war ein Dieb und gedachte die Leute, die in dem Hanse wohnten, zu bestehlen. Nachdem er durch das Fenster hineingekrochen war, befand er sich in einer leeren Kammer; dicht daneben war die Wohnstube der Hausbewohner; eine Thür, die dort hineinführte, war nicht verschlossen, sondern nur leicht angelehnt. Der Dieb wußte wohl, daß die Leute ebenfalls ans den Jahrmarkt gegangen waren, doch dachte er, es könnte vielleicht zufällig jemand in die Stube gekommen sein, legte daher das Ohr an die Thürspalte und horchte. Drinnen hörte er ein Kind laut sprechen, und wie er durchs Schlüssel- loch guckte, sah er beim Dämmerscheine, daß es ganz allein mit gefalteten Händchen in seinem Bettchen saß; — das Kind betete, wie es immer vor dem Schlafengehen that, laut sein Vaterunser. Schon sann der Mann darüber nach, wie er dennoch seinen Diebstahl am besten ausführen möchte, da hörte er, wie das Kind mit lauter, klarer Gabriel u. Supprian, Lesebuch. D. 2. 12

3. Teil 2 - S. 178

1889 - : Velhagen & Klasing
178 Stimme eben die Worte betete: „Und führe nns nicht in Versuchung, sondern erlöse nns von dem Übel!" Das ging dem Manne tief zu Herzen, und sein Gewissen erwachte. Er fühlte, wie schwer die Sünde sei, die er eben hatte begehen wollen. Da falteten sich und) seine Hände, und auch er betete inbrünstig, für sich: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Übel!" — Und der liebe Gott erhörte tfnt. Aus demselben Wege, den er gekommen, schlich er wieder zurück bis in sein Kämmerlein. Dort bereute er von ganzem Herzen sein bisheriges Leben, bat Gott um Verzeihung und dankte ihm für den Schutz, den er ihm durch den Mund eines frommen Kindes hatte angedeihen lassen. Er ist darauf ein arbeitsamer und ordentlicher Mensch geworden. 193. Der fechtende Handwerksbursche in Anklam. (Hebel.) Im August des Jahres 1804 stand in der Stadt Anklam in Pommern ein reisender Handwerksbnrsche an einer Stubenthüre und bat um einen Zehrpfennig ganz fleißig. Als sich niemand sehen ließ noch rührte, öffnete er leise die Thür und ging hinein. Als er aber eine arme und kranke Witwe erblickte, die da sagte, sie habe selber nichts, so ging er wieder hinaus. Lieber Leser, denke nicht, der hat's lassen drauf ankommen, ob jemand in der Stube ist, hat seinen Zehrpfennig selber wollen nehmen. Sonst mußt du dich schämen und in deinem Herzen einem edlen Menschen Abbitte thun. Denn der Handwerksbursche kam nach ungefähr fünf Stunden wieder. Die Frau rief ihm zwar entgegen: „Mein Gott! ich kann euch ja nichts geben. Ich selbst lebe von anderer Menschen Milde, und bin jetzt krank." Allein der edle Jüngling dachte bei sich selber: „Eben des- wegen." Anständig und freundlich trat er bis vor den Tisch, legte aus beiden Taschen viel Brot darauf, das er unterdessen gesammelt hatte, und viele ans gleiche Art gesammelte kleine Geldstücke. „Das ist für Euch, arme kranke Frau," sagte er mit sanftem Lächeln, ging wieder fort, und zog leise die Stubenthüre zu. Die Frau war die Witwe eines ehemaligen braven Unterossiziers, Namens Laroqne, bei dem preußischen Regiment von Schönfeld. Den Namen des frommen Jünglings aber hat ein Engel im Himmel für ein andermal aufgeschrieben. Ich kann nicht sagen, wie er heißt.

4. Teil 2 - S. 180

1889 - : Velhagen & Klasing
180 mir zehn; sollet für jeden eine Dublone haben." Da ging der Spaßmacher hinaus in den Wald, rief den Hasen und sprach: Ihr Häslein, springet alle fort! Hans Großmaul kommt an diesen Ort, möcht' zehn Hasen jagen. Und als der Junker kam, konnte er den ganzen Tag keinen Hasen jagen. Der König aber ließ ihn wiederum zehn Tage lang einsperren, weil er sein Wort nicht gehalten. Und wie er wieder frei war, sprach der König: „Ich möchte wohl eineil Hirsch für meinen Tisch haben." Der Junker gedachte seines Leidens, das seine Prahlerei ihm schon verursacht hatte, und sagte bescheidentlich: „Ich will hingehen und schauen, ob ich einen Hirsch erlegen kann." Und als er hinging, konnte er wirklich einen schießen und brachte ihn mit Freuden dem Könige. Der lachte und sprach: „Schau, wenn man nichts Unmögliches verspricht, so ist das Worthalten leicht." Und der Spaß- macher lachte ins Fäustchen; denn der Junker war von jetzt an bescheiden. 195. Der Holzhacker. (Schund.) Ein Bäuerlein fällte die knorrige Eich'; — er seufzte und murrte bei jeglichem Streich: Es ist doch ein Jammer, es ist ein Verdruß, wie unsereins immer sich peinigen muß! Wie ist doch der Arme so übel daran; •— wär ich doch ein reicher, vermögender Mann! Da kommt ein holder, schönlockiger Knab' im Silbergewande mit goldenem Stab, er redet gar freundlich das Bäuerlein an: Gott grüß' dich, du armer, unglücklicher Mann! Verlange, was immer dein Herz nur begehrt, — es sei dir die Bitte zur Stlinde gewährt! Es wird zwar dem Bäu'rlein ganz schau'rlich und bang. Bei all' dem bedenkt sich mein Bäu'rlein nicht lang. Er ziehet gar höflich das Pelzkäpplein ab und spricht, sich verneigend: O himmlischer Knab'! Ich bitte, weil Ihr es doch selber so wollt, was ich nur berühre, das werde zu Gold. Da lächelt gar seltsam der lockige Knab', — berühret das Bäu'rlein mit goldenem Stab: Ich wollte, du hättest was Bess'res begehrt;

5. Teil 2 - S. 181

1889 - : Velhagen & Klasing
— 181 indessen sei dennoch die Bitte gewährt. Sv spricht er, verschwindend in goldenem Dust, und himmlischer Wohlgeruch füllet die Lnft. Gottlob! spricht das Bäu'rlein, nun bin ich ja reich! Er prüfet die herrlichen Künste sogleich. Kaum faßt er der Eiche gekrümmeten Ast, so kracht er von goldener Eichelein Last; die Blättlein und Knösplein ohn' Ende und Zahl, die schimmern voll lauterem Golde zumal. O Wunder, o Freude! Jetzt geh' ich nach Haus; die Arbeit hier mache ein anderer aus! Nun esse ich nichts mehr als Braten ltitb Wurst, und trinke Burgunder und Rheinwein für Durst. Nur diesmal noch ess' ich vom Brote genug und trinke die Letze aus irdenem Krug. Er langet sein irdenes Krüglein herbei: Wie schwer ist's, wie schimmert's ltnb fnnkelt's! Ei, ei! Doch weh! auch das Wasser gerinnet zu Gold; kein Tröpflein dem goldenen Krüglein entrollt. Er bricht von dem Brote und beißet, o Graus! am goldenen Bröcklein die Zähne sich alis. O Schrecken, o Jammer! Was fang' ich jetzt an? Was hab' ich aus Dummheit imb Goldgier gethan! Nichts hilft mir im Hunger die goldene Wurst, und Gold, statt des Weines, stillt nimmer den Durst. O hätt' ich, statt Goldes, nur Wasser und Brot! Ach, was mir mein Glück schien, das ist jetzt mein Tod! Vor Ängsten und Jammer mein Bän'rlein erwacht; denn alles dies war nur ein Träumlein der Nacht. Gottlob! spricht er, froh der entschwundenen Not, ich habe, statt Goldes, das tägliche Brot! Gottlob, daß ich wieder bei ruhigem Sinn und nicht das verwünschte Goldkäferlein bin! Gar gut ist's, so hat mich das Tränmlein gelehrt, daß Gott nicht gleich jegliches jedem gewährt: Gar mancher begehrte des Goldes wie Stroh, und würde doch nimmer zufrieden und froh; ja mancher fleht' manches mit thörichtem Mund Georg-Eckert-insffiut und ginge an Leib und an Seele zu Grund. _fl '" 3 0 Schul: ; ;hung b ir r* ‘ .i: ■ ‘-¿v'q Schuibuohbibüoihflk

6. Teil 2 - S. 182

1889 - : Velhagen & Klasing
196. Wie Rübezahl Holz fahren hilft. (Kletke.) Ein armer Bauersmann hatte sich ein wenig Holz im Gebirge zu- sammengelesen, in der Hoffnung, solches bei guter Schneebahn bequem hinunterzubringen. Da der Winter aber strenge war und dabei wenig Schnee siel, mußte er mit Weib und Kindern große Külte ausstehen. In solcher Not ging er in den Busch, um viel oder wenig Holz, so gut es ihm möglich sei, nach Hause zu schaffen. Wie er so recht in Gedanken dastand und keinen Rat wußte, das Holz den Berg hinunterzubringen, kam unverhofft ein Mann mit einem Schlitten auf ihn zu und fragte, was ihm fehle. Der Bauer klagte seine Not. „Seid ohne Sorge," entgegnete Rübezahl — denn dies war der andere — „helft nur das Holz auf den Schlitten packen, dann will ich Euch hinunterhelfen." Da luden sie beide Schlitten, Rübezahls und des Bauers, voll auf. Rübezahl hieß ihn getrost bergab fahren und folgte ihm nach. Das ging wie der Blitz; ehe sich's der Bauer versah, waren sie unten. Rübezahl half ihm die Schlittten bis vor das Haus schieben, trat in die Stube und nahm vorlieb mit dem, was ihm die guten Leute, die an dem vielen Holze große Freude hatten, bereitwillig auftrugen. Der Bauer gab ihm auch einige Groschen für seine Mühe und würde ihm diese gern besser bezahlt haben, wenn er's hätte. Zwei hübsche Kinder, welche in der Stube hernmsprangen, gefielen Rübezahl besonders wohl. Er rief das eine, einen muntern Knaben, freundlich zu sich, zog ein paar Kügelchen aus der Tasche und sagte: „Sieh, was ich dir zum Spielen schenke!" Der Knabe griff beherzt zu, und weil das andre Kind so verlangend danach blickte, aber nicht anzu- kommen wagte, warf ihm Rübezahl gleichfalls so ein paar Kügelchen in den Schoß. Darauf nahm er Abschied nnb zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu. Nach einer kleinen Weile, als die Eltern eine von den kleinen Kugeln in die Hände nahmen und näher betrachteten, entdeckten sie, daß es lauter gediegenes Gold sei. Da wurden sie recht von Herzen froh; denn sic waren blutarm und konnten nun von dem Golde eine schöne Zeit haus- halten. Ihre Freude war so groß, daß sie das unverhoffte Glück sogar ihrem Nachbar erzählten, einem geizigen Manne, der ihnen nie in der Not geholfen hatte. Das machte dem Geizigen Lust, auf gleiche Weise zu solchem Glück zu gelangen. Am andern Morgen ging er gleichfalls nach dem Gebirge, um sich Holz zu holen. Doch weil ihm niemand zu Hilfe kommen wollte, so mußte er zuletzt seinen Schlitten ganz allein und ledig wieder nach Hause schleppen.

7. Teil 2 - S. 183

1889 - : Velhagen & Klasing
183 197. Lerne dich beherrschen. (Aus Wirth's Lesebuch.) Ein König von Persien besaß ein schönes Pferd, welches er besonders gern hatte. Durch ein Versehen des Stallknechtes starb das Tier. Der König ward darüber so zornig, daß er eine Lanze ergriff und damit den Knecht durchbohren wollte. Glücklicherweise war sein Vezier oder erster Minister zugegen, der fiel ihm in den Arm und rief ihm zu: „O Fürst, verziehe noch mit der Strafe! Soll denn der Mensch den Tod erleiden, ohne von der Größe seines Verbrechens überzeugt zu sein?" „So überzeuge ihn!" sagte der König. Der Vezier ergriff die Lanze, wendete sich mit drohendem Blick zum Verbrecher und sprach: „Kind des Unglücks! Siehe das sind deine Verbrechen; höre sie sorgsam an: Zuerst bist du schuld am Tode des Pferdes, dessen vorzüglichste Verpflegung dir der König aufgetragen hatte; du mußt also sterben. Zum anderen bist du schuld, daß der König, mein Herr, wegen des verstorbenen Pferdes sich so sehr entrüstet hat, daß er selbst Hand an dich legen wollte. Siehe, das ist ein neues Verbrechen, größer als das vorige. Endlich muß es das ganze Land mit allen umliegenden Gegenden erfahren, daß der König, mein Herr, um eines Pferdes willen einen Menschen getötet hat; dadurch verliert er seinen guten Namen. Siehe, du Unglückssohn, das ist dein größtes Verbrechen; so viel andere Dinge zieht deine Schuld nach sich! Erkennst du dies?" „O laß ihn gehen!" rief der König. „Um seinetwillen mag ich meinen guten Namen nicht verlieren. Ihm sei vergeben!" « 198. Der Herr ist König. (Münsterberger Lesebuch.) Der Landgraf Philipp von Hessen ritt einst über Feld, saß stattlich zti Pferde mit Schwert und Panzer, und hinter ihm ritten seine Begleiter. Da zog ein Gewitter am Himmel herauf; ltixb als die Reiter an einen Wald kamen, schlug der Blitz krachend in eine Eiche und zerschmetterte sie. Das Roß des Landgrafen sank vor Schrecken in die Kniee, und der Landgraf fiel zu Boden. Da sprengten die Diener heran und riefen: „Ach, Ihr seid doch nicht beschädigt, gnädiger Herr? Ihr habt doch kein Unglück erlitten, gnädigster Herr?" Aber der fromme Landgraf stand auf, beutete mit der Hand gen Himmel und sprach: „Was nennt ihr mich Herr? Der da oben donnert, der ist der Herr, und er ging im Wetter gnädig an mir vorüber."

8. Teil 2 - S. 35

1889 - : Velhagen & Klasing
35 Nun, was geschah? Hans war sechzehn Jahre alt, stark und gross, und halt seiner Mutter durch Tagelohn das Brot verdienen, das er mit ihr teilte. Wegen seiner Höflichkeit hatte ihn jedermann lieb. An einem Sonntage sass er mit andern vor dem Wirtshause an der Landstrasse. Da kam des Weges ein alter Herr aus der Stadt, welcher spazieren ging. Ein Betrunkener fluchte lästerlich und verhöhnte den alten Mann, die andern lachten aber aus vollem Halse. Da ging Hans hin, warf den Betrunkenen auf die Seite und führte den alten Herrn zum Pfarrer, den er besuchen wollte. Kaum eine Viertelstunde nachher kamen zwei Kutschen voll Herren und Damen. Die Leute sassen da und gafften. Endlich sagte einer: ,,Das ist gewisslich der Oberherr, der zum Schlosse fährt;“ und jetzt zogen alle — da die Wagen längst vorbei waren — die Mützen vom Kopfe. Dann gingen sie nach dem Schlosse und schauten aus der Ferne nach den Fremden. Da sahen sie den alten Herrn, vom Geistlichen begleitet, ins Schloss gehen und Hans neben ihm. Der alte Herr war der Ober- herr selbst, welcher in fremden Kriegsdiensten seit vielen Jahren gestanden hatte und nun zurückkam. Er behielt den höflichen Hans sogleich bei sich, kleidete ihn ganz neu und machte ihn zu seinem Kammerdiener. Hans aber wusste durch seine Dienstgefälligkeit so aller Herzen zu gewinnen, und er war dabei so treu und brav, dass der alte Herr sein ganzes Vertrauen in ihn setzte und ihn endlich zum Verwalter aller seiner Güter machte. Sogar, als der alte Herr sterben wollte, vermachte er seinem lieben Verwalter im Testament eine grosse Geldsumme und einen Bauernhof. Hans heiratete, war sparsam und ist nun der reichste Bauer im Dorfe geworden. Dies Glück hat er seiner Artigkeit und Dienstbeflissenheit zu danken. Alle Bauern wussten das, und von der Zeit an hielten sie auch ihre Kinder zur Höflichkeit an. Nützt es nichts, so schadet es nichts! dachten sie. Und wenn noch ein Grobian unter den Knaben war, so riefen sie alle wie Hansens Mutter: ,.Hänschen, zieh dein Käppchen ab!“ — Und es half. — 3*

9. Teil 2 - S. 38

1889 - : Velhagen & Klasing
38 Welche Uhr hat keine Räder? Welcher Schuh ist nicht von Leder? Welcher Stock hat keine Zwinge? Welche Schere keine Klinge? Welches Faß hat keinen Reif? Welches Pferd hat keinen Schweif? Welches Häuschen hat kein Dach? Welche Mühle keinen Bach? Welcher Hahn hat keinen Kamm? Welcher Fluß hat keinen Damm? Welcher Bock hat keine Haut? Welches Glöckchen keinen Laut? Welcher Kamm ist nicht von Bein? Welche Wand ist nicht von Stein? Welche Kuh hat gar kein Horn? Welche Rose keinen Dorn? Welcher Busch hat keinen Zweig? Welcher König hat kein Reich? Welcher Mann hat kein Gehör? Welcher Schütze kein Gewehr? Welcher Schlüssel sperrt kein Schloß? Welchen Karren zieht kein Roß? Welches Futter frißt kein Gaul? Welche Katze hat kein Maul? Welcher Bauer pflügt kein Feld? Welcher Spieler verliert kein Geld? Welcher Knecht hat keinen Lohn? Welcher Baum hat keine Krön? Welcher Fuß hat keine Zeh'? Welcher Streich thut keinem weh? Welcher Wurf und Stoß und Schlag? Rat nun, wer da kann und mag! 41. Die Ameise und die Grille. (Fabel — nach Äsop.) Jugend ist Saatzeit! Ohne Garben mußt du darben! Wie geht's, wenn du ins Alter trittst und hast keinen Notpfennig? Da geht's.

10. Teil 2 - S. 40

1889 - : Velhagen & Klasing
40 Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum; das arme Kind im Schrecken, es läuft, es kommt, als wie im Traum; die Glocke wird es decken. Doch nimmt es richtig seinen Husch, und mit gewandter Schnelle eilt es durch Anger, Feld und Busch zur Kirche, zur Kapelle. Und jeden Sonn- und Feiertag gedenkt es an den Schaden, läßt durch den ersten Glockenschlag, nicht in Person, sich laden. 44. Ein vornehmer Nachbar. (Ludovike Hesekiel.) Es mögen einige Jahre her sein, da zog ein Dienstmädchen ans dem Hessenlande zu einer Herrschaft nach Potsdam. Als das Mädchen
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